Sonja Lyubomirsky konnte mit ihren Glücksforschungen belegen, dass spirituelle Menschen nicht nur glücklicher, sondern auch geistig und körperlich gesünder und stressresistenter sind. Außerdem leben sie länger. Aber was ist überhaupt Spiritualität? Es ist die Suche nach dem Heiligen und hat damit erstmal überhaupt nichts mit irgendeinem Gottglauben zu tun. Das Fundament aller Spiritualität ist für mich die Suche nach dem Heiligen in mir selbst. Sie führt zu der Erkenntnis, dass das Gute als das wahre Selbst nicht nur in mir wohnt, sondern in allen Menschen und allen Wesen.
Andere „Spiritualisierungen“ sind möglich: Wenn ich meine Kinder als Segen ansehe, ist das spirituell. Wenn ich der Überzeugung bin, dass die Liebe ewig ist, ist das spirituell.
Eine spirituelle Handlung ist Beten. Und auch das geht wieder ganz ohne Gottbezug. Wenn ich abends den Tag Revue passieren lasse und meinen Dank für das, was mir gut gelungen ist und für das, was mir andere Gutes getan haben, formuliere, ist das ein Gebet.
Gottbezogene Spiritualität ist Religiosität. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass religiöse Menschen besser mit schweren Krankheiten umgehen können und länger leben. Beispielsweise ist bei religiösen Menschen die Wahrscheinlichkeit, die ersten sechs Monate nach einer Herzoperation zu überleben, dreimal höher als bei nichtreligiösen Menschen. Wahrscheinlich liegen die Ursachen darin, dass die Beziehung zu Gott Trost in schlechten Zeiten gibt. Religiöse Menschen fühlen sich von Gott bedingungslos angenommen, geliebt und behütet.
Spiritualität und Religiosität bergen Gefahren ist sich, nämlich immer dann, wenn der eigene Verstand ausgeschaltet wird. Es gibt eine Unzahl selbsternannter spiritueller Propheten, deren Botschaft eher entmündigend als persönlichkeitsstärkend wirkt. Religiöse Fanatiker schaden im günstigsten Fall nur sich selbst, im ungünstigsten Fall reißen sie Unschuldige mit ins Verderben.