Ich wohne quasi im Wald. Mein Morgenritual ist der Spaziergang mit meinem Hund Max. Max hat – wie ich – ein sehr ruhiges Wesen. Unsere Runde führt zunächst durch ein bewaldetes Tal hinauf zu einer Hochebene mit einer Wiesenlandschaft. In dieser Herbstzeit geht gerade die Sonne auf, wenn wir die Hochebene erreichen. Die Wiesen und die freistehenden Bäume werden in ein ganz außergewöhnliches Licht gehüllt, und es entstehen beeindruckende Kontraste zwischen Licht und Schatten.
Für mich ist dieser Spaziergang wie eine Geh-Meditation. Während ich mich vor Jahren noch, vor allem morgens, gern irgendwelchen Grübeleien hingegeben habe, bin ich jetzt (dank Yoga) in der Regel doch sehr gelassen und ganz bei mir. In diesem Zustand erreiche ich eine vollkommen andere Wahrnehmung meiner Umgebung. Ich bin viel offener für das, was mich umgibt, vor allem für das Schöne.
Und so stand ich an einem Morgen vor dem Stamm einer alten Weide, hinter mir die aufgehende Sonne und vor mir mein perfekter Schatten an der Weide, alles in absoluter Stille.
Yoga soll helfen, das wahre Selbst zu finden und möglichst mit ihm zu verschmelzen, sich loszulösen von der Fassade, die man im Laufe seines Lebens um sich aufgebaut hat und mit der man sich womöglich identifiziert. Yoga soll dazu führen, eins zu sein mit sich selbst. Ist dieser Zustand erreicht, verschwinden womöglich die Grenzen zum Außen. Das Einssein mit sich selbst ist Voraussetzung dafür, das Einssein mit der gesamten Schöpfung zu empfinden. Nichts wird mehr als bedrohlich empfunden. Folglich verschwindet jede Form von Angst. Was bleibt ist bedingungslose Liebe zu allem, was mich umgibt.
Ich bin dankbar für die morgendlichen Spaziergänge mit Max.