Vor einigen Tagen habe ich im Radio ein Interview mit Muho, einem deutschen buddhistischen Abt in einem japanischen Zen-Kloster, gehört. Er wurde gefragt, ob meditieren glücklich mache. Ursprünglich, sagte er, erhoffte er sich von der Meditation Erleuchtung. Das habe ihn aber nicht glücklich gemacht, weil er immer das Gefühl hatte, ihm fehle etwas. Inzwischen lebe er in der Erkenntnis, dass echtes Glück bedeute, auch unglücklich sein zu können. Also ist Unglück nichts anderes als Teil des Glücks und eigenständig eigentlich gar nicht existent. Es ist vergleichbar mit der Dunkelheit: Sie ist nichts anderes als die Abwesenheit des Lichtes. Licht vertreibt die Dunkelheit, niemals umgekehrt.
Gawdat, ein moderner Glücksexperte, stellt fest: „Das Einzige, was du machen musst, um glücklich zu sein, ist aufzuhören unglücklich zu sein.“ Licht vertreibt die Dunkelheit, Glück vertreibt das Unglück.
Glück lässt sich niemals im Außen finden, es entsteht in mir. Wenn ich aber nicht bereit bin, Glück zu empfinden, weil ich denke, dass noch etwas fehlt, wird mich das Glück nicht durchdringen können. Also hat Glück maßgeblich etwas mit Zufriedenheit zu tun, mit der Feststellung: „Es ist jetzt so wie es ist, ich nehme es an.“
Vor einigen Jahren habe ich einen sehr beeindruckenden Vortrag einer schweizerischen buddhistischen Nonne gehört. Sie berichtete davon, dass sie am Ende eines anstrengenden Tages gern eine heiße Dusche nehme. Und wenn dann alles in bester Ordnung erscheine und die Last des Tages von ihr abfalle, käme mitunter ein Gedanke, der alles Glück zunichte zu machen drohe: „Aber Sauna wäre jetzt besser.“
Der größte Feind des Glücks ist das Gefühl, unvollständig und benachteiligt zu sein. Solange dieses Gefühl unbewusst wirkt, stehen die Chancen für das Glück schlecht. Wenn ich mir dieses Gefühl aber bewusst mache und seine Berechtigung hinterfrage, öffne ich dem Glück Tür und Tor.