Nelson Mandela sagte nach seiner Freilassung aus dem Gefängnis: „Als ich zum Gefängnistor hinausging, wusste ich, wenn ich diese Menschen weiter hasse, dann bleibe ich im Gefängnis.“ Damit meinte er nicht, dass man ihn erneut einsperren würde. Er war sich bewusst, dass er nur durch Vergebung auch die geistige Freiheit erlangen würde. Wer andere Menschen hasst, wer nicht vergibt, gibt denen, die ihn verletzt haben, Macht über sich.
Nicht zu vergeben bedeutet, dass eine erlittene Verletzung fortbesteht. Und immer wenn ich an die Verletzung denke, leide ich erneut darunter. Vielleicht werde ich ärgerlich, vielleicht wütend. Die Person, die mich verletzt hat, bekommt in der Regel von all dem nichts mit. Möglicherweise ist ihr nicht einmal bewusst, dass sie mich verletzt hat. Das heißt aber nichts anderes, als dass sich das „Nicht-Vergeben“ zu allererst gegen mich selbst richtet.
Es gibt Verletzungen, die sind unentschuldbar. Die Schuld kann so groß sein, dass sie für immer auf dem Verursacher lasten wird. Dennoch kann ich ihm vergeben. Nur durch Vergebung erlange ich für mich selbst Frieden. Dabei ist es nicht mal nötig, dass der „Schuldige“ von meiner Vergebung erfährt. Wichtig ist nur, dass ich es für mich selbst klar mache.
Ich kann beispielsweise meine Vergebung in einen Brief an den Verursacher meines Ärgers ausformulieren. Soweit meine Vergebung tatsächlich aus dem Herzen kommt, werde ich in der Sache Frieden finden, unabhängig davon, ob der Verursacher meinen Brief erhält oder nicht.
Die Glücksforscherin Sonja Lyubomirsky hat herausgefunden, dass Menschen, die vergeben, weniger hasserfüllt, depressiv, ängstlich, zornig und neurotisch sind. Menschen, die vergeben, sind gesünder, gelassener, umgänglicher, haben mehr Mitgefühl und neigen eher zu Spiritualität.