Niemand ist imstande, die Wirklichkeit wirklich zu erfassen. Ein Blumenhändler und eine Frau, deren verstorbener Mann ihr regelmäßig Rosen geschenkt hat, betrachten dieselbe Rose. Die Wahrnehmungen dieser beiden Personen können unterschiedlicher kaum sein. Während der Blumenhändler möglicherweise Freude empfindet, könnte die Frau eher traurig werden. Aber es handelt sich um dieselbe Rose.
Alle meine Wahrnehmungen der Wirklichkeit sind subjektiv, also eingefärbt von meiner Prägung und meinen Erfahrungen. Ich kann die Wirklichkeit, so wie ich sie wahrgenommen habe, nicht einmal eins zu eins reproduzieren. Die Erinnerung an ein tolles Urlaubserlebnis bleibt immer nur eine Erinnerung. Die Intensität der Wahrnehmung eines zurückliegenden Ereignisses werde ich in der Erinnerung daran nie wieder erreichen.
Ich kann meine Wahrnehmungen der Wirklichkeit keinem anderen wirklichkeitsgetreu weitergeben. Denn selbst die Beschreibung meiner Wahrnehmung wird in der Wahrnehmung des anderen subjektiv eingefärbt. Beschreibe ich zeitgleich drei Personen das, was ich wirklich erlebt habe, und diese drei Personen berichten unabhängig voneinander einer weiteren Person davon, wird die weitere Person drei verschiedene Geschichten hören.
Das heißt nichts anderes, als dass jeder mit seiner Wirklichkeit ganz allein ist. Es ist gut, mir dessen bewusst zu sein. So kann ich verstehen, dass andere Menschen eine andere Weltsicht haben als ich. Solange jemand mir seine Wirklichkeit beschreibt, ist alles was er sagt wahr. Die Unwahrheit entsteht erst dann, wenn jemand bewusst seine Wirklichkeit verfälscht wiedergibt.