„Es ist ein riesiger Unterschied, ob man im Wohlstand lebt oder im Wohlbefinden.“ Dieser Satz ist mir in dem Buch von Robin S. Sharma „Der Mönch, der seinen Ferrari verkaufte“ begegnet. Er hat mich angeregt, über die Entwicklung von Wohlstand und Wohlbefinden in meinem Leben nachzudenken.
Vor 35 Jahren habe ich mein Diplom gemacht. Ich hatte nicht nur ein Diplom sondern auch eine Frau und einen Sohn. Meine Frau hatte ihr Studium für ein halbes Jahr unterbrochen. Deshalb ging ich zunächst mit meinem Sohn allein nach Berlin. Dort hatte ich meine erste Stelle als Diplomingenieur bekommen. Mein Anfangsgehalt war alles andere als üppig. Davon musste meine Familie ernährt und die neue Wohnung eingerichtet werden. Von Wohlstand konnte in der Zeit keine Rede sein. Aber rückblickend war mein Wohlbefinden auf hohem Niveau.
10 Jahre später, Mitte der 90er Jahre, hatten sich nicht nur die politischen Verhältnisse geändert. Ich habe auch relativ gutes Geld verdient. Allerdings musste ich dafür täglich sehr lange arbeiten. Meine Frau und ich haben ein Haus gebaut, und unsere Familie hatte sich um unsere Tochter vergrößert. Vielleicht kann man sagen, dass ich seinerzeit im relativen Wohlstand gelebt habe. Das vermuteten auch diverse Anlageberater und Versicherungsvertreter. Die Frage der Wohlstandswahrung wurde thematisiert. Ich sollte plötzlich irgendwelche Schiffsanteile erwerben oder Aktienpakete kaufen. Der vermeintliche Wohlstand ging einher mit der Angst vor Wohlstandsverlust. Mein Wohlbefinden war in dieser Zeit eher niedrig.
Wie ist es heute? Ich bin durch ein tiefes Tal gegangen, und am Ende war ich Yogalehrer. Das hört sich erstmal nicht so prickelnd an. Aber vor allem die yogischen Lehren haben mir die Fähigkeit gegeben, zufriedener zu sein mit dem was ist. Und ich bin dankbar für das was ist. Auch wenn mich inzwischen so manches Zipperlein umarmt und mich vermutlich nicht mehr verlassen wird.
Ich erwirtschafte keine Überschüsse. Aber es reicht für ein gutes Leben. Ich lebe in dem Wohlstand, den wohl die meisten Westeuropäer genießen. Wertvoller als dieser Wohlstand ist mein Wohlbefinden. Ich habe festgestellt das das Wohlbefinden, sehr stark von der inneren Einstellung abhängt. Es Bedarf des Willens, im Wohlbefinden zu leben. In unserer Gesellschaft ist es Mode, zu jammern und zu klagen. Das sind genau die Killer für das Wohlbefinden. Wohlbefinden geht einher mit innerer Zufriedenheit und Gelassenheit. Beides habe ich auch dank Yoga gefunden. Dafür bin ich dankbar.